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Solidarische Landwirtschaft – gemeinsam „ackern“

Ein Anwalt, der frisch geerntete Kartoffeln von Erdresten befreit, eine Lehrerin, die eine Kiste mit knackigen Äpfeln, Kräutern und Gemüse befüllt, eine Mutter, die mit ihrem Schulkind den Kühen Heu füttert. Diese Menschen bringt der Traum von frischen, regional erzeugten Nahrungsmitteln zusammen. In der solidarischen Landwirtschaft, kurz Solawi, wird dieser Traum Wirklichkeit.

Solawi – aber wie?

In einer Solawi bilden Landwirtschaftsbetriebe oder Gärtnereien eine Wirtschaftsgemeinschaft mit Privatpersonen. Das bedeutet, dass sich die Mitglieder einer Solawi verpflichten, monatlich oder jährlich einen bestimmten Betrag an die Bäuerin oder den Landwirt zu zahlen. Als Gegenleistung erhalten sie regelmäßig Obst, Gemüse, Kräuter oder auch Milchprodukte, Brot, Eier und Fleisch aus hofeigener Produktion.

In der Regel können die Mitglieder ihren Finanzbeitrag durch Arbeitseinsätze auf dem Betrieb selbst mitgestalten: Je mehr Arbeitsstunden sie leisten, desto weniger müssen sie bezahlen. Arbeiten, die üblicherweise anfallen, sind Erntegut rüsten und verpacken, Unkraut jäten aber auch administrative Aufgaben. Es gibt jedoch auch Konzepte, bei denen die Mitglieder feste Beiträge bezahlen und die Mitarbeit freiwillig und ohne Gegenleistung stattfindet oder die Beiträge abhängig vom Einkommen oder den Erntetypanteilen (zum Beispiel mit oder ohne tierische Produkte) gesetzt werden.

Ein wichtiger Aspekt der solidarischen Landwirtschaft ist, dass sich die Gemeinschaft die Kosten zur Nahrungsmittelproduktion, die Ernte, aber auch die Risiken teilen. Bei Ernteausfällen muss demnach auch mal auf das ein oder andere Gemüse verzichtet, beziehungsweise müssen Makel in Kauf genommen werden.

Wer profitiert von Solawis?

Verbaucher*in: Regionale, saisonale und frische Produkte – das sind meistens die Gründe, wieso sich Menschen für die Mitgliedschaft in einer Solawi entscheiden. Oft werden auch die Verbindung zu Natur und die Transparenz zur Lebensmittelproduktion als Motivation genannt.

Betrieb: Durch die Mitgliedsbeiträge ist das jährliche Einkommen gesichert, was die Planung und Gestaltung der Saison erleichtert. Das Wissen darüber, für wen die Nahrung erzeugt wird und das gemeinsame Arbeiten macht die Erzeugenden zufriedener. Da die Produkte direkt an die Mitglieder verteilt werden, ist der Betrieb weitestgehend unabhängig von Marktveränderungen. Er kann vielfältiger und bedürfnisorientiert produzieren. Der Aufbau der Gemeinschaft ist allerdings mit viel Aufwand verbunden - Laien müssen eingearbeitet und Arbeitseinsätze im Voraus geplant werden.

Natur und Region: Die Vielfalt an Gemüse- und Obstsorten, aber auch die Haltung seltener Haustierrassen, bereichert Mensch und Umwelt gleichermaßen. Wenn möglich, findet die Produktion unter minimalem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden statt, und die Böden werden nachhaltig und ohne bodenverdichtende Maßnahmen bearbeitet. Das Gemeinschaftsgefühl der Menschen wird gestärkt – oft entstehen weitere kleine Projekte, je nach Interessen und Fähigkeiten der Mitglieder.

Wer kann mitmachen?

Nahrungsmittel gemeinschaftlich in einer Solawi zu erzeugen, kann wirklich jeder. Man benötigt keinerlei spezielle Vorkenntnisse, lediglich Interesse an Landwirtschaft und Freude an der gemeinsamen Arbeit im Freien. Bei der Suche nach einer passenden Solawi hilft die interaktive Karte auf der Webseite www.ernte-teilen.org. Hilfreich ist es, sich vorher klar zu machen, welche Kriterien einem wichtig sind. Produziert der Betrieb ökologisch? Muss oder kann ich mitarbeiten? Gibt es die Produkte, die ich auch wirklich benötige?

Natürlich ist die aktive Mitgliedschaft in einer Solawi mit mehr Zeit und Aufwand verbunden, als seine Lebensmittel im nächsten Supermarkt einzukaufen. Der Einsatz lohnt sich aber – vor allem, wenn man Wert auf regionale Lebensmittel aus einer intakten Umwelt legt und sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft stark machen möchte.

Autorin: Anna Steindl
Foto: ©AYAimages - stock.adobe.com


Quellen:

Erd 08/2020

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