Nirgends erfahren Schülerinnen und Schüler die Zusammenhänge allen Lebendigen sowie ihre Selbstwirksamkeit deutlicher als in einem Garten. Die Bewegung an der frischen Luft macht den Kopf frei und die Gartenarbeit schult motorische, sensorische und soziale Fähigkeiten.
Schulgarten – aber wieso?
Ein altes deutsches Sprichwort sagt: "Willst du ein Leben lang glücklich sein, dann leg` einen Garten an“. Viel Wahrheit steckt darin, beflügelt die Beschäftigung im Garten doch alle Sinne: duftende, bunte Blüten, Bienensummen und Vogelgezwitscher, süss-schmeckende Beeren, Wind und Sonne auf der Haut. Als Abwechslung zum Klassenzimmer und zum digitalen Medienkonsum befreit die frische Luft den Geist und erdet die jungen Menschen. Schulgärten erfüllen jedoch auch wichtige Bildungsaufträge.
Umweltbildung
Ökologische Prozesse wie Fortpflanzung, Wachstum oder Verrottung können im Jahresverlauf beobachtet werden. Naturgesetze, Jahreszeiten und Wetterphänomene zeigen in der natürlichen Umgebung eines Gartens ihre volle Wirkung.
Ernährungsbildung
Beim Einkauf im Supermarkt ist es uns oft nicht bewusst, wieviel Zeit und Arbeit in der Produktion von Obst und Gemüse stecken. Lebensmittelverschwendung, ausgewogene Ernährung und nachhaltiger Konsum können im Schulgarten bestens thematisiert werden.
Sozialkompetenzen
Von Kraft über Fingerspitzengefühl, Planungsgeschick und Grips – jede/ jeder kann die eigenen Stärken im Schulgarten erkennen und weiterentwickeln. Zudem werden Soft Skills wie Teamwork, Engagement, Ausdauer und Verantwortungsbereitschaft in solch einem Gemeinschaftsprojekt geschult.
Ein Schulgarten entsteht
Bereits vor Saisonstart sollten die ersten Konzepte stehen. Dabei ist eine elementare Frage: „bio“ oder „konventionell“? Die Vorteile eines Biogartens überwiegen, da die natürlichen Kreisläufe dort ohne Chemie ungestört ablaufen dürfen und die Schülerinnen und Schüler nicht mit potentiell gesundheitsschädlichen Substanzen in Berührung kommen.
Die nächste Überlegung bezieht sich auf die Elemente im Schulgarten. Wachsen die Pflanzen in (Hoch-)Beeten, Pflanzsäcken oder Töpfen? Gibt es geeignete Plätze für Beerensträucher und Obstbäume? Wo befindet sich ein Wasseranschluss oder Brunnen? Und wo ein schattiges Plätzchen für den Kompost? Ausserdem freuen sich Insekten, Igel und Co. über ausreichend Wildfläche als Lebensraum.
Im zeitigen Frühjahr sollte klar sein, ob Jungpflanzen gekauft oder Saatgut gesät werden soll. Letzteres ist für die Schülerinnen und Schüler besonders lehrreich und spannend, da vom Keimen des Samens bis zur Ernte der gesamte Kreislauf des "Lebens" miterlebt wird. Mangold, Salate, Tomaten und viele andere Kulturen können bereits ab Februar/März an einem warmen, hellen, geschützten Ort vorgezogen werden, bevor sie nach den Eisheiligen, ab etwa Mitte Mai, hinaus in den Garten ziehen.
Tipp: Einige biologische Saatguthersteller unterstützen ökologische Projekte, wie Schulgärten, mit kostenfreiem Saatgut. Eine Anfrage lohnt sich.
Ein wichtiger Punkt, der nicht vergessen werden darf, ist die Ferienplanung. Freiwillige müssen sich für Einsätze zur Pflanzenpflege während der Ferien in den Sommermonaten bereit erklären.
In puncto Sicherheit
Der Schulgarten ist kein Spielplatz sondern ein schulischer Lernort, in dem Regeln, so wie auch im Klassenzimmer, gelten. Vor allem drehen sich diese rund um die Sicherheit von Pflanzen, Tieren und Menschen. Es empfiehlt sich immer mal wieder mit den Kindern oder Jugendlichen einen Rundgang zu machen und die Gefahrenquellen zu besprechen:
- Wie gehe ich respektvoll mit Pflanzen und Tieren um?
- Was darf ich anfassen, pflücken, essen?
- Welche giftigen und gefährlichen Pflanzen gibt es?
- Wie gehe ich mit Gartengeräten und Werkzeugen um?
- Welche Hygieneregeln gelten?
- Wie halte ich Ordnung?
Bevor es losgeht …
mit dem Projekt Schulgarten, sollten sich die Initiierenden gut informieren und gegebenenfalls beraten lassen. Das Portal zur Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) bietet zum Beispiel diverse Unterrichtsmaterialen und Praxisratgeber für den Bereich Nachhaltigkeit, zu dem auch Schulgärten zählen. Auch diverse Gartenverbände, Naturschutzorganisationen und andere Online-Plattformen bieten Hilfestellungen und kostenlose Ratgeber. Es existiert zudem gute Fachliteratur.
Weiterführende Informationen und Materialien
- Ackerdemia e. V.: www.gemueseackerdemie.de
- Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: Lernort Schulgarten - Projektideen aus
der Praxis, 2018
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.bne-portal.de (Portal zur Leitpersprektive "Bildung für nachhaltige
Entwicklung" (BNE)
- Gartenakademie Baden-Württemberg e. V.: www.gartenakademie.info
- Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Im Schulgarten selbst
anpflanzen
- Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Projekt Garten³: Hoch, höher, Hochbeet,
2018
- Schulfernsehens von SWR und WDR: www.planet-schule.de: Unterricht:
Leben im Garten
Autorin: Anna Steindl
Quellen:
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Gewinnsparverein der Volksbanken und Raiffeisenbankenin Baden-Württemberg e.V.: Garten³ – Hoch, höher, Hochbeet, 2018 (zuletzt abgerufen: 25.02.2021)
-
Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz (MUEEF): Schulgarten? Aber Sicher! Empfehlungen für Schulträger, Schulleitungen, Planer und Schulgarten-Aktive, 2019 (zuletzt abgerufen: 25.02.2021)
Wo 02/21