Als Bestandteil der Schilddrüsenhormone übernimmt Jod wichtige Funktionen im Körper und ist für unsere Gesundheit unverzichtbar. Wie viel Jod braucht unser Körper? Sind wir inzwischen über die Nahrung ausreichend versorgt oder ist Deutschland immer noch ein Jodmangelgebiet?
Wieso ist Jod so wichtig für den Menschen?
Jod benötigt unser Körper für eine normale Schilddrüsenfunktion. Das Spurenelement ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone, die zahlreiche Stoffwechselvorgänge im Körper regulieren. Sie steuern beispielsweise das Wachstum und den Grundumsatz. Im Kindesalter unterstützen diese Hormone die altersentsprechende körperliche Entwicklung sowie die Reifung des Gehirns und die damit verbundene intellektuelle Leistungsfähigkeit. Auch die Fruchtbarkeit von Mann und Frau, die normale Entwicklung des Kindes im Mutterleib und das seelische Befinden werden durch die Schilddrüsentätigkeit beeinflusst.
Wie viel Jod braucht der Mensch?
Der Jodbedarf ist im Verlauf des Lebens unterschiedlich hoch und individuell verschieden. Die benötigte Jodmenge richtet sich nach Alter, Wachstum und Entwicklung, Kalorienumsatz und nach besonderen Stoffwechselanforderungen, wie sie in der Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen.
Erwachsenen bis 51 Jahre empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine Zufuhr von 200 Mikrogramm, älteren Menschen 180 Mikrogramm pro Tag. Die empfohlenen Zufuhrmengen für Schwangere sind 230 Mikrogramm pro Tag und für Stillende 260 Mikrogramm pro Tag. Damit Schwangere und Stillende ausreichend Jod zuführen, wird ihnen nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt empfohlen, Jodtabletten mit 100-150 Mikrogramm pro Tag einzunehmen.
Warum gibt es in Deutschland eine Jodprophylaxe?
Durch Auswaschungen während der letzten Eiszeit enthalten die Böden in Deutschland nur sehr wenig oder gar kein Jod. Dadurch fehlt dieses Spurenelement natürlicherweise in der tierischen und menschlichen Nahrung. Lediglich Seefisch und Meeresfrüchte sind aufgrund des natürlichen Jodgehalts der Meere jodreich.
Um die Bevölkerung ausreichend mit Jod zu versorgen, gibt es in Deutschland die sogenannte Jodprophylaxe, also mit Jod angereichertes Speisesalz (Jodsalz). Die Menge ist rechtlich geregelt. Demnach darf jodiertes Speisesalz 15–25 Mikrogramm Jod pro Gramm enthalten. Sowohl Verbraucherinnen und Verbrauchern als auch Lebensmittelherstellern wird empfohlen, Jodsalz zu verwenden. Dadurch wird das Spurenelement in physiologischen, d. h. stoffwechselrelevanten Mengen zugeführt. Außerdem darf Jod Futtermitteln zugesetzt werden, wodurch Jod in tierische Produkte gelangt. In Deutschland darf Jodsalz seit 1989 universell – aber freiwillig – eingesetzt werden. Auf verpackten Lebensmitteln und Fertiggerichten muss es gekennzeichnet werden. Bei losen Waren beispielsweise bei Brot oder Wurst hilft die Nachfrage in der Bäckerei oder Metzgerei.
Welche Lebensmittel enthalten genügend Jod?
Ausreichende Mengen an Jod kommen natürlicherweise nur in Seefisch und anderen Meerestieren vor. Aufgrund des regelmäßigen Verzehrs spielen aber auch – bei entsprechender Fütterung der Tiere mit jodhaltigem Futter – Milch, Milchprodukte und Eier eine Rolle bei der Jodversorgung. Gleiches gilt für Wasser sowie unter Berücksichtigung von jodiertem Speisesalz auch für Brot.
Wie gut ist die Jodversorgung in Deutschland?
Nach Einführung der Jodsalzprophylaxe hatte sich die Jodversorgung in Deutschland deutlich verbessert. Wie Studien zeigen, hat sich die Jodzufuhr in den letzten Jahren jedoch verschlechtert. Nach den WHO-Kriterien liegt in Deutschland ein milder Jodmangel vor: 32 Prozent der Erwachsenen und 44 Prozent der Kinder haben ein erhöhtes Risiko für eine Jodunterversorgung. Einer Studie zufolge wird in den letzten Jahren weniger jodiertes Speisesalz im Fleischer- und Bäckerhandwerk verwendet. Besonders Personen, die sich vegetarisch und vegan ernähren, sind schlechter mit Jod versorgt, da pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst kein Jod anreichern.
Durch eine ausgewogene Ernährung, einschließlich einer bewussten Verwendung von Jodsalz bei der Zubereitung von Essen zu Hause und bei der Lebensmittelherstellung, ist eine ausreichende Jodversorgung möglich. Das Jodsalz erleichtert es, die empfohlene Jodzufuhr zu erreichen.
Zu viel Salz sollte es aber auch nicht sein, um nicht das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen. Maximal 6 Gramm pro Tag, also ein Teelöffel, empfiehlt die DGE Erwachsenen.
Welche Folgen hat ein Jodmangel?
Enthält die Schilddrüse nicht genügend Jod, versucht der Körper dies zunächst auszugleichen, indem sich die Schilddrüsenzellen vergrößern und vermehren. Äußerlich sichtbar wird diese Schilddrüsenvergrößerung als Kropf oder Struma bezeichnet.
Bei länger bestehendem Kropf verändert sich das Schilddrüsengewebe, es kommt zur Knotenbildung. In „kalten Knoten“ verlieren die Zellen ihre Funktion und produzieren keine Hormone mehr. In „heißen oder auch autonomen Knoten“ sammeln sich noch aktive Schilddrüsenzellen und bilden Schilddrüsenhormone, allerdings unabhängig vom Hormonbedarf. Daher stammt die Bezeichnung „autonome Knoten“ oder „Schilddrüsenautonomie“.
Schilddrüsenüberfunktion und Schilddrüsenunterfunktion
Autonome Knoten können Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion sein: Die Schilddrüse produziert dann zu viele Hormone, was unter anderem zu Gewichtsverlust, Ruhelosigkeit, einem beschleunigten Puls, Zittern, Durchfällen sowie übermäßigem Schwitzen führt.
Produziert die Schilddrüse trotz Vergrößerung nicht mehr ausreichend Hormone, liegt eine Unterfunktion der Schilddrüse vor. Diese Krankheit beeinträchtigt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und äußert sich z. B. durch eine erhöhte Infektanfälligkeit, Veränderungen von Haut und Haaren sowie Konzentrationsstörungen.
Kann man über die Nahrung zu viel Jod aufnehmen?
Die DGE empfiehlt Erwachsenen, nicht mehr als 500 Mikrogramm Jod am Tag aufzunehmen. Diese Menge gilt noch als sicher, auch für Menschen, die auf eine Jodbelastung empfindlich reagieren. Durch die normale Ernährung wird diese Menge nicht überschritten. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hin.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen für gesunde Menschen ebenso wie für Schilddrüsenkranke sind durch die Aufnahme der im Jodsalz enthaltenen Menge sehr unwahrscheinlich. Eine Modellrechnung des Max Rubner-Instituts (MRI) zeigt: Selbst wenn alle verzehrten gesalzenen Lebensmittel Jodsalz enthalten würden, würden 90 Prozent der Bevölkerung die Wert von 500 Mikrogramm pro Tag nicht überschritten.
Lediglich der Verzehr von getrockneten Algen und Seetang-Produkten wird als Risiko hinsichtlich einer zu hohen Jodaufnahme eingestuft. Diese Produkte, weisen zum Teil sehr hohe Jodgehalte auf. Es kann schon beim Genuss von kleinen Portionen zu einer exzessiven Jodaufnahme mit gesundheitlichen Folgen kommen.
Für Patienten, bei denen eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert wurde und diese behandelt wird, ist die derzeitige durchschnittliche Jodaufnahme – einschließlich der Verwendung von Jodsalz und damit zubereiteten Lebensmitteln – kein Problem. Sie brauchen nicht auf Jodsalz und damit zubereitete Lebensmittel zu verzichten.
Welche Folgen kann eine zu hohe Jodzufuhr haben?
Problematisch ist eine sehr hohe Jodzufuhr u. a. bei Patienten mit noch nicht erkannter oder mit nicht behandelter Schilddrüsenüberfunktion. Eine extrem hohe Jodzufuhr, durch beispielsweise Medikamente, Röntgenkontrastmittel, Hautdesinfektionsmittel, hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel oder Algenprodukte, kann bei einer Schilddrüsenautonomie eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen oder eine bestehende Schilddrüsenüberfunktion verschlimmern.
Bei einer normal funktionierenden Schilddrüse kann ein dauerhafter Jodüberschuss, z. B. durch jodhaltige Medikamente oder Desinfektionsmittel, langfristig die Schilddrüsenhormonproduktion hemmen, was zu einer Unterfunktion der Schilddrüse und einem Kropf führen kann. Insbesondere bei älteren Menschen ist als Folge des lang andauernden Jodmangels oftmals mit einer unerkannten Schilddrüsenautonomie zu rechnen.
So sind Sie gut mit Jod versorgt
- Essen Sie ein- bis zweimal wöchentlich Seefisch, z. B. Seelachs, Kabeljau oder Schellfisch.
- Verzehren Sie regelmäßig Milch und Milchprodukte und Eier.
- Bevorzugen Sie jodiertes Speisesalz, wenn Sie salzen.
- Achten Sie bei der Auswahl von Brot, Käse und Wurst darauf, dass diese mit jodiertem Speisesalz hergestellt wurden.
Autorin: Dr. Claudia Müller
März 08/19, akt. Wo 08/2024
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des Jodmonitorings bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (zuletzt abgerufen am 26.08.2024)
- DGE, ÖGE, SGE, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Bonn, 2. Aufl., 8. akt. Ausgabe, 2024
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004 (PDF) (zuletzt abgerufen am 26.08.2024)
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Jod (zuletzt abgerufen am 26.08.2024)
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Höchstmengenvorschläge für Jod in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln (PDF) (zuletzt abgerufen am 26.08.2024)
- Bissinger K et al.: Repräsentative Markterhebung zur Verwendung von Jodsalz in handwerklich und industriell gefertigten Lebensmitteln. Justus-Liebig-Universität Gießen, 2018. (zuletzt abgerufen am 26.08.2024)