Eine gerechte Welt – keine Utopie, sondern Vision der Vereinten Nationen und übergeordnetes Ziel zur nachhaltigen Entwicklung. Strategien wie der Faire Handel, der sich wesentlich auf Nahrungsmittel fokussiert, leisten einen entscheidenden Beitrag zum sozial, ökologisch und ökonomisch gerechten Konsum.
40 Prozent der Weltbevölkerung bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft. Für einen großen Teil der Menschen
ist sie somit die wichtigste Einkommensquelle – verbunden mit harter Arbeit, die gerecht entlohnt sein soll. Doch gerade die Menschen
in Entwicklungs- und Schwellenländern, welche am Anfang der Lieferkette stehen, erhalten meist kein Stück vom Kuchen der
Globalisierung. Gerade sie profitieren von einem fairen Handel – eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt
beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.
Selbstbestimmt durch fairen Handel
Kaffee, Kakao, Tee und Bananen sind wohl die bekanntesten Nahrungsmittel, die fair gehandelt werden. Rund 61% der Fairtrade-Bauern pflanzen Kaffee an. Aber auch für Kräuter und Gewürze, Zucker und Reis, Wein, Quinoa und Orangensaft gibt es mittlerweile etablierte Projekte, die Kleinbauern fair entlohnen.
Die bekannteste internationale Organisation, die sich Fairen Handel zum Ziel gesetzt hat, ist Fairtrade International, ein engmaschiges
Netzwerk, dass über 1,4 Millionen Produzentenorganisationen in 73 Ländern weltweit unterstützt, ein selbstbestimmtes Leben
zu führen – mit stabilen Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen und fairer Teilhabe am Weltmarkt. Der TransFair e.V. vertritt
die Organisation seit nunmehr 25 Jahren in Deutschland.
Fairtrade International – Strenge Standards entlang der Lieferkette
Wichtigste Kriterien, die Fairtrade International zur Vergabe ihres bekannten Fairtrade-Siegels zugrunde legt, sind unter anderem die Einhaltung geregelter Arbeitsbedingungen, das Verbot von Kinderarbeit und Diskriminierung, transparente Handelsbeziehungen sowie die Bezahlung eines Mindestpreises, das Verbot von gentechnisch verändertem Saatgut und gefährlicher Pestizide als auch die Förderung des Bio-Anbaus.
Bereits 58% des Kaffees und 57% der Bananen aus Fairtrade stammen aus biologischem Anbau. Die strengen und von einer unabhängigen
Organisation überwachten Standards gelten nicht nur für die Produzenten selbst, zugleich müssen auch Importeure, Exporteure,
Händler und Unternehmen, die Fairtrade-Rohstoffe entlang der Lieferkette ein- oder verkaufen, die strengen sozialen, ökologischen
und ökonomischen Vorgaben einhalten.
Fairtrade-Siegel: Was steckt dahinter?
Waren, die den genannten nachhaltigen Standards entsprechen, dürfen mit Lizenz das schwarz-blau-grüne Siegel von Fairtrade International tragen. Bei Mischprodukten, also solchen Waren, die auch Zutaten ohne Fairtrade-Bezug enthalten, muss der Anteil aller Fairtrade-Zutaten im Endprodukt mindestens 20% betragen.
Für die Verleihung des Siegels ist die internationale Dachorganisation FLO (Fairtrade Labelling Organizations) mit seinen 19 Siegel-Organisationen zuständig. Die Einhaltung der Fairtrade-Standards wird einmal im Jahr überprüft.
Des Weiteren gibt es spezielle Programm-Siegel, für die Nahrungsmittel Kakao und Zucker. Im Gegensatz zum Produkt-Siegel geht es
hierbei nicht um die Zusammensetzung des Produktes, sondern generell um den fairen Rohstoffeinkauf. Unternehmen können dabei
umfangreiche Abnahmeverpflichtungen eingehen, was den Kleinbauern letztendlich höhere Absätze und Prämien bringt.
Partner und Siegel für bewusste Kaufentscheidungen
Aber nicht nur das bekannte Fairtrade-Siegel steht für fairen Konsum. Auch viele andere Label kennzeichnen den nachhaltigen
Einkauf. Neben Weltläden, Reformhäusern und dem Biofachhandel als typische Vertriebswege für fair gehandelte Produkte gibt
es darüber hinaus auch GEPA, dwp, El Puente, GLOBO und CONTIGO als große Importeure und Fairhandelshäuser mit jeweils
eigenem Label. Des Weiteren haben auch Bioverbände und sogar mit Fairtrade kooperierende Discounter eigene Siegel mit speziellen
Vergabekriterien für die Kennzeichnung fair gehandelter Produkte.
Fairen Handel sichtbar machen
Dass gelebter Konsum auch nach außen sichtbar gemacht werden kann, zeigen die von TransFair e.V. ins Leben gerufenen Programme Fair Trade Schools, Fair Trade Universities und Fair Trade Towns. Die Titel werden Schulen, Universitäten oder gar ganzen Städten verliehen, die entsprechende Kriterien erfüllen, sich mit Fair Trade intensiv thematisch auseinandersetzen und Produkte in das Kiosk- oder Mensa-Sortiment sowie den Einzelhandel und die öffentliche Beschaffung der Stadt integrieren. Aktuell gibt es schon weit über 500 Fair Towns in Deutschland.
Doch es braucht nicht immer große Projekte, letztendlich kann jeder Einzelne die Initiative ergreifen und im täglichen Einkauf mit bewusster Wahl den fairen Handel unterstützen.
Autorin: Kati Voss
Quellen:
- Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Faire Lebensmittel: Das bedeuten die Label (zuletzt aufgerufen: 06.03.2019)
- Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit BW: Fair Handeln (zuletzt aufgerufen: 06.03.2019)
- Faritrade Schools: Über Fairtrade-Schools (zuletzt aufgerufen: 06.03.2019)
- Faortrade Deutschland: Was ist Fairtrade? (zuletzt aufgerufen:
06.03.2019)
- BZfE, Menn C.: Lebensmittel aus Fairem Handel: Gerechte Preise für echte Partner (zuletzt
aufgerufen: 06.03.2019)
LS 03/2019