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Mut zur Umstellung auf die Frischeküche in der Kita

Die Lebensumstände vieler Eltern sorgen für längere Buchungszeiten der Kinder in der Kita. Die Frage nach einer gesunden und nahrhaften Vollverpflegung wird immer drängender. Viele Kitas sind mit Art und Qualität der bisherigen Verpflegung unzufrieden. Die eigene Frischeküche bietet hier zahlreiche Vorteile: Der Speiseplan mit kindgerechten Mahlzeiten kann selbst erstellt werden, die Kindern können hautnah miterleben, wie Lebensmittel zubereitet werden und auf Lebensmittelunverträglichkeiten kann leichter eingegangen werden. Doch mit der Planung einer eigenen Frischeküche gehen oft viele Vorbehalte einher. Wie kann man damit umgehen und wie kann eine Veränderung beginnen?

Ängste zulassen und ihnen begegnen

Hohe Kosten, Probleme bei der Realisierung oder mangelnde Akzeptanz der „neuen“ Kost seitens der Kinder werden von Trägern, Pädagogen und Eltern als häufigste Ängste bei dem Gedanken an eine Frischeküche genannt. Diese Ängste müssen ernst genommen und gemeinsam mit allen Beteiligten besprochen werden.

In Elternabenden kann das Vertrauen der Eltern gewonnen werden, dass ihr Kind in der Kita bestmöglich versorgt wird. Dabei ist es hilfreich, wenn das Essenskonzept nicht zum Dogma erklärt und sich nicht in die Essensplanung zu Hause eingemischt wird – den Eltern ist wichtig, dass ihr Kind gut ernährt wird, so lange es in der Kita ist und sie auf diese Weise entlastet werden. Begründen Sie, warum frisch gekochtes Essen mit frischem Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und kindgerechten Speisen den Kindern schmeckt und alle Nährstoffe enthält, die sie brauchen.

Die Pädagogen müssen sich nicht mehr um Bestellung und Ausgabe des Essens kümmern, sondern haben Zeit für die pädagogischen Aspekte des Essens: gemeinsames Speisen, Wertschätzung von Lebensmitteln, Tischkultur erleben. Die Heranführung an das „neue“ Essen geschieht behutsam in der Eingewöhnungsphase der Kinder in Begleitung der Eltern. Die eigene Küche ist zudem eher in der Lage, Alternativen anzubieten, falls eine Lebensmittelunverträglichkeit besteht oder die eine oder andere Speise abgelehnt wird – auch das sollte zugelassen werden.

Bedenken bezüglich der Kosten kann mit vielerlei Argumenten begegnet werden: Die einmalige Investition in eine Kochküche wird zu einem dauerhaften Qualitätsmerkmal der Kita. Der Ernährungsplan mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln verringert die Lebensmittelkosten drastisch: Beim Bezug über den (Öko-)Bauern in Ihrer Nähe ist man als regelmäßig abnehmender Großkunde in einer guten Verhandlungsposition. Auch beim Großhändler kann günstig eingekauft werden, sodass die frische Vollverpflegung nicht teurer angeboten wird als bei einem guten Caterer. Ein Verzicht auf Fleisch senkt die Kosten zusätzlich – eine vollwertige vegetarische (nicht vegane) Verpflegung, die Kindern alles bietet, was sie brauchen, ist möglich und leicht umzusetzen. Ein Speiseplan mit bodenständigen Rezepten hält die Kosten zusätzlich niedrig. Anregungen bieten die saisonalen 4-Wochen-Beispiel-Speisepläne für die Verpflegung von Kindern unter 3 Jahren des Landeszentrums für Ernährung.

Die Kinder einbeziehen

Eine offene, für die Kinder einsehbare Küche ist das Herzstück einer Kita. Den ganzen Tag über sehen die Kinder, wie Lebensmittel verarbeitet werden. Sie riechen die leckeren Speisen oder das frisch gebackene Brot. Sie hören das Mahlen der Getreidemühle. Und sie schmecken beim Kosten und Probieren am Küchentresen. Beim Einkochen von Obst, dem Herstellen von Rosmarinsalz für die leckeren Kartoffelgerichte oder beim gemeinsamen Gemüseanbau im Kitagarten dürfen sie auch kräftig mit Hand anlegen.

Keine Küche geplant? Macht nichts!

Auch kleine Verbesserungen oder Ergänzungen helfen, die Qualität des Essensangebots für die Kinder erheblich zu verbessern. So kann das Essen des Caterers mit einem vollwertigen, selbst zubereiteten Frühstück hervorragend ergänzt werden. Dies besteht aus einem Getreidebrei („Kraftprotzbrei“ genannt, kommt er bei den Kindern gleich noch besser an) , Obst, Vollkornbrot, herzhaften oder süßen Aufstrichen sowie Kräutertee und Wasser.

Den Caterer kann man darum bitten, das Essen mit frischen Zutaten zu ergänzen: Karotten-, Kohlrabi- oder Rote-Beete-Sticks, Spitzkohlsalat o. Ä. zum Knabbern lieben die Kinder. Kinder mit eigenem Garten bringen Gemüse/Obst mit, aus dem über die Woche Nachmittagssnacks gemacht werden. Hier können die Kinder gut einbezogen werden. Frisches Obst, Gemüse und Milch(-produkte) können auch über die Teilnahme am EU-Schulprogramm teilfinanziert werden.

Einfach anfangen

Ob der „große Wurf“ mit einer neuen Kita-Küche gewagt oder klein angefangen wird: wichtig ist, es einfach zu tun. Denn die Menschen haben weniger Zeit und Gelegenheit, sich um eine ausgewogene Ernährung für ihre Kinder zu kümmern. Hier ist auch die Kita gefordert, einzuspringen und gutes Essen anzubieten und die Wertschätzung von Lebensmitteln wieder ins Bewusstsein und in den Vordergrund zu rücken.

Autorin: Silvia Popp


Quellen:

Wo 02/2020

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