Alle in einem Boot – Kommunikation in der Schulverpflegung
Wer Veränderungen in der Schulverpflegung umsetzen möchte, stellt sich einigen Herausforderungen. Nicht zuletzt der Herausforderung vieler Beteiligter. Viele unterschiedliche Bedürfnisse müssen unter einen Hut gebracht und ernst genommen werden, um Neuerungen erfolgreich einzuführen. Wertschätzende Kommunikation und Transparenz sind hier das A und O.
Warum ist Kommunikation so wichtig?
Erfolgreiche Schulverpflegung geht nicht ausschließlich von der Trägerin bzw. dem Träger oder dem Caterer aus. Auch Schulkinder, Schulleitung und pädagogisches Personal, Ausgabepersonal, Eltern und Verantwortliche der Zwischenverpflegung spielen eine wichtige Rolle. Ist eine Gruppe nicht zufrieden oder möchte die Veränderung nicht mitgehen, wird es schwierig, Neuerungen erfolgreich umzusetzen.
Beispiel für Konfliktsituation
Der Caterer möchte sein Verpflegungsangebot nachhaltiger gestalten. Dazu reduziert er den Fleischanteil in den Rezepturen. Die somit eingesparten Kosten sollen in einen höheren Anteil von Bio-Lebensmitteln fließen (z. B. Gemüse und Obst). Der Essenspreis bleibt vorerst der Gleiche. Die Trägerin oder der Träger und die Schulleitung legen Wert auf Nachhaltigkeit und gehen daher mit. Die Eltern reagieren jedoch mit Unverständnis: Warum wird der Fleischanteil in den Gerichten geringer? Warum wird das Essen dann nicht günstiger? Vielleicht wurde ihnen nicht mitgeteilt, dass die Kosteneinsparungen durch weniger Fleisch in einen erhöhten Einsatz von Bio-Lebensmitteln fließen (die meist teurer sind als konventionelle Ware). Auch, dass durch diese Änderung ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Qualität geleistet wird, ist ihnen vielleicht nicht bewusst.
An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig Transparenz und Kommunikation für die Akzeptanz der Schulverpflegung sind. Wird schon im Vorfeld
über anstehende Änderungen informiert, mit genauen Zahlen, Hintergründen und Gelegenheit zum Klären auftretender
Fragen, können Veränderungen ohne größere Konflikte und Abwehr eingeführt werden.
Individuelle Bedürfnisse
Um Veränderungen zielgruppengerecht zu kommunizieren, ist es wichtig, die Bedürfnisse aller Beteiligten zu kennen.
Kinder und Jugendliche:
- Möchten Pause machen und sich mit Freundinnen und Freunden unterhalten
- Möchten leckeres Essen, das satt macht
- Bei älteren Schülerinnen und Schülern spielen auch Themen wie Nachhaltigkeit, Vegetarismus/Veganismus u. a. eine Rolle
Schulleitung und pädagogisches Personal:
- Möchten, dass Schulkinder auch am Nachmittag aufmerksam und leistungsfähig bleiben
- Möchten die Mensa auch als zweiten Lernort nutzen (z. B. soziale Kompetenz und Ernährungsbildung fördern)
Trägerinnen und Träger:
- Brauchen ein finanzierbares Verpflegungskonzept
- Möchten bestenfalls Qualitätsstandards gerecht werden
- Möchten, dass die Mensa genutzt wird
Speisenanbieter:
- Müssen kosteneffizient und wirtschaftlich arbeiten
- Möchten Wertschätzung von den Tischgästen und von der Trägerin oder dem Träger
Eltern:
- Möchten, dass ihre Kinder satt werden
- Möchten qualitativ hochwertige Verpflegung, die erschwinglich ist
- Möchten gesundheitsfördernde Ernährung für ihre Kinder und einen abwechslungsreichen Speiseplan
Wie findet Kommunikation an alle statt?
(Fast) ganz einfach: Alle Beteiligten werden an einen Tisch gebracht. Diese Treffen sollten regelmäßig stattfinden und es ist wichtig, dass Vertreterinnen und Vertreter aller Interessengruppen anwesend sind. Wie dieses Format genannt wird, ist letztendlich egal. In der Literatur ist der Begriff „Runder Tisch" gängig.
Ein weiterer wichtiger Faktor für erfolgreiche Kommunikation ist eine verantwortliche Person, die die Treffen organisiert und als Schnittstelle zwischen den Beteiligten fungiert. Diese Funktion übernimmt häufig ein sogenannter „Verpflegungsbeauftragter“ oder eine „Verpflegungsbeauftragte“. Er oder sie kommt von Seiten der Schule oder der Trägerin oder des Trägers und ist feste Ansprechperson für die Beteiligten. Diese Funktion kann von allen Beteiligten des „Runden Tisches“ übernommen werden. Wichtig ist, dass die Person neutral ist und sich rein um die Koordinierung und Vernetzung kümmert.
Fazit
Dank regelmäßiger und transparenter Kommunikation können alle ins Boot geholt werden. Sorgen und Probleme werden offen auf den Tisch gelegt und können gelöst werden. Auch ist es wichtig, immer wieder zu betonen, dass am Ende alle das Gleiche wollen: Eine erfolgreiche, schmackhafte, und nachhaltige Schulverpflegung.
Autorin: Gitta Hentschel
Quellen:
- Kratz F, Linster S, Prinz L, Zwigart J, Bender U: Die Rolle von Lehrkräften bei der Begleitung der schulischen Mittagsmahlzeit in der Sekundarstufe 1, Ernährungs Umschau international (5/2020), S. 90-96 (zuletzt abgerufen 12.05.2021)
- Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg, Hrsg.: Optimierung der Verpflegung in Kita und Schule. Erfolgsfaktoren Good Practice Beispiele Leitfäden für die Praxis. Ein Projekt von IN FORM, 2021 (zuletzt abgerufen 12.05.2021)
- Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern: Rolle des pädagogischen
Personals in der Kita, 2018 (zuletzt abgerufen 12.05.2021
- Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg, Hrsg.: Optimierung der Verpflegung in Kita und Schule, 2021 (zuletzt abgerufen am
01.02.2022)
- Kompetenzzentrum für Ernährung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Hrsg.: Praxistipps Schulverpflegung
- Mit praxiserprobten Ideen zum Erfolg, 2021 (zuletzt abgerufen am 01.02.2022)
- Kompetenzzentrum für Ernährung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Hrsg.: Mahlzeit! Die Gestaltung der
Mittagsverpflegung im Ganztag, 2018 (zuletzt abgerufen am 01.02.2022)
- Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hrsg.: Bayerische Leitlinien Schulverpflegung. Mit gutem Essen Schule machen. Genussort Mensa, 2018 (zuletzt abgerufen am 01.02.2022)
März 02/2022