
Und wie isst du?
Wie man sich ernährt ist heutzutage insbesondere für Heranwachsende und junge Erwachsene umfassendes Statement. „Du bist, was du isst“, genau darum geht es. Welche Trends spielen zurzeit eine Rolle?
Ernährung ist so in wie noch nie. Trends landen via Pinterest, Instagram und Food-Blogs immer schneller auf dem Tisch, weil die
Informationen nicht von einigen wenigen Experten verbreitet werden, sondern die food-affine Community gut vernetzt und riesengroß
ist.
Vegan
Veganer essen keine tierischen Produkte. Während Vegetarier nichts vom toten Tier essen (Fleisch, Gelatine), nehmen Veganer auch
keine Milch, Eier oder Butter zu sich. Strenge Veganer meiden sogar Bienenhonig oder herkömmlichen Wein, der mithilfe von
Hühnerei, Milchprotein oder Gelatine geklärt wird. Vegan etabliert sich vom Ernährungstrend immer mehr zur Lebensweise, die
auch andere Lebensbereiche wie die Mode mit einschließt: Für Lederschuhe soll beispielsweise kein Tier leiden müssen.
Das Angebot an veganen Lebensmitteln wächst nahezu ungebremst: Proteinlieferanten wie pflanzliche Milch- oder Fleischalternativen
gibt es mittlerweile in jedem Supermarkt zu kaufen.
Wer alles Tierische in seiner Ernährung meidet, sollte sich gut auskennen und ggf. eine Ernährungsfachkraft aufsuchen. Kritische
Nährstoffe, wie beispielsweise Vitamin B12 sollten Veganer zuführen. Gerade Schwangeren, Kindern und Stillenden rät die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) von einer veganen Ernährungsweise ab.
Paleo oder Steinzeit-Ernährung
Die Anhänger von Paleodiäten essen nur das, wovon sich die Menschen in der Steinzeit – genaugenommen in der Altsteinzeit, dem „Paläolithikum“ – ernährt haben. Die Idee dahinter ist folgende: Unser Organismus konnte sich in der kurzen Zeit seit Beginn von Ackerbau und Viehzucht nicht an unsere heutige Ernährungsweise anpassen. Paleos essen daher weder glutenhaltiges Getreide noch Hülsenfrüchte. Darüber hinaus nichts Verarbeitetes und keinen Zucker. Kartoffeln, Milch- und Milchprodukte lassen moderate Paleoformen zu. Was da noch bleibt: viel Fleisch, Fisch, Eier, dazu Gemüse, Obst, Nüsse, Samen.
All denen, die Deftiges mögen, spielt Paleo in die Karten, aber ist die Steinzeitkost auch gesund? Die DGE empfiehlt Erwachsenen
300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Bei Paleo kann man diese Menge problemlos schon in zwei Tagen verputzen. Und wer keine Milchprodukte
zu sich nimmt, wird Schwierigkeiten haben, seinen Kalziumbedarf zu decken.
Paleo trifft Vegan = Pegan
Mit der peganen Diät hat Mark Hyman, ein amerikanischer Arzt, zwei sehr gegensätzliche Ernährungsweisen kombiniert. Hyman setzt auf pflanzliche Kost mit einem niedrigen glykämischen Index – industriell verarbeitete Kohlenhydrate und Zucker sind wie bei Paleo verboten. Fleisch ist lediglich Beilage, Eier sind erlaubt, Milchprodukte nicht. Oliven- und Kokosöl wird vor allen anderen Fetten der Vorzug gegeben und auf Gluten soll man wie bei Paleo ganz verzichten.
Die Schnittmenge zu Vegan ist klein. In der veganen Ernährung stehen als Energielieferanten Reis, Bohnen, Kartoffeln, Nudeln und
Produkte aus Getreide im Mittelpunkt, doch all diese Lebensmittel sind bei Pegan nicht erlaubt. Dagegen soll die Hälfte bis
Dreiviertel der Pegan-Nahrung aus Gemüse bestehen, je dunkler die Farbe, desto besser. Im Gegensatz zu Paleo sind die kleineren
Fleischportionen auf jeden Fall positiv zu bewerten, doch auch hier fehlen Stärke bzw. Kohlenhydrate, die satt machen sowie
Ballaststoffe liefern. Ebenfalls kritisch: Kalzium.
Clean Eating
Clean Eating entspricht im Kern einer modernen Vollwertkost. Im Zentrum stehen unverarbeitete, frische Lebensmittel und daraus selbst
Zubereitetes ohne Zucker und Zusatzstoffe. Die Ernährungstherapeutin Tosca Reno aus Kanada hat das Konzept schon im Jahr 2007 mit
ihrem „Eat-Clean Diet Book“ entwickelt und damit frischen Wind in die leicht angestaubte Vollwertkost gebracht. Statt Bircher
Müsli isst man heutzutage „Overnight Oats“, statt Gemüseauflauf kunterbunte „Buddha Bowls“. Smoothies aus
Gemüse und Obst kann man ebenfalls dem Trend zuordnen. Aus ernährungsphysiologischer Sicht spricht nichts gegen Clean
Eating.
Raw Food
Raw Food ist Rohkost-Ernährung, bei der Lebensmittel nicht über 42 °C erhitzt werden, um Vitamine und Enzyme zu schonen.
Tierische Produkte sind tabu. Zur Konservierung werden Obst und Gemüse zerkleinert und im Dörrschrank über Stunden
getrocknet. Gekochtes oder Gebackenes gibt es nicht, aber Rohkostköche sind erfinderisch. Brot dörren sie aus gekeimtem und
anschließend vermahlenem Getreide, Saucen stellen sie bspw. aus pürierten Cashews her. Seitdem Raw Food als Trend wiederentdeckt
wurde, widmen sich Blogs und Bücher mit viel Fantasie dem Thema.
Für Raw Food gilt das gleiche wie für vegane Ernährung: Vitamin B12 supplementieren und Kinder nicht ausschließlich
roh ernähren. Ob man seinen Proteinbedarf mit Rohkost decken kann, ist fraglich. Ebenfalls kritisch: Kalzium.
Frei von …
Immer mehr Menschen meiden Laktose, Fruktose, Histamin, Gluten oder per se Weizen – laut einer aktuellen Befragung etwas mehr als
ein Fünftel der deutschen Bevölkerung. Und viele von ihnen vermuten lediglich nur, eine Unverträglichkeit zu haben. Der
Markt hat auf diese Bewegung längst reagiert und unzählige Frei-von-Produkte kreiert. Teilweise werden auch Lebensmittel als
laktosefrei deklariert, die noch nie Laktose enthalten haben, wie beispielsweise Parmesan.
Der Trend ist prima für Menschen mit diagnostizierten Unverträglichkeiten, doch ein Großteil der Verbraucher hat durch sie
gar keinen Vorteil. Im Gegenteil: Frei-von-Lebensmittel kosten in der Regel mehr als herkömmliche Nahrungsmittel, manchmal sogar das
doppelte.
Autorin: Anja Fleischhauer
Foto: clipdealer.de
Quellen:
- Schröder T.: Ernährungstrends: Was steckt hinter dem Erfolg von Paleo, Clean Eating & Co.?, Ernährungs-Umschau, 2017
- DGE: Wie viel Protein brauchen wir? DGE veröffentlicht neue Referenzwerte für Protein. DGE aktuell, 2017 (zuletzt abgerufen: 01.03.2019)
- Enderstein B: Ernährungstrend Pegan: Paleo trifft vegan, ProVeg
Deutschland e.V., 2017 (zuletzt abgerufen: 01.03.2019)
- DGE: Vegane
Ernährung: Nährstoffversorgung und Gesundheitsrisiken im Säuglings- und Kindesalter, 2011 (zuletzt abgerufen:
01.03.2019)
- Dr. Müller C: Unverträglichkeiten: „Frei von ..." im Trend: Für wen diese Produkte ein Segen sind, BZfE (zuletzt abgerufen: 01.03.2019)
März 03/19
Weitere Artikel: