
Heidelbeeren – klein, fein und so vielseitig
Blau-schimmernd verstecken sich im Sommer die kleinen dunklen Beeren mit ihrem unverwechselbaren Aroma in Wald und Heide. Märchen und Sagen zufolge sollen sich hinter ihren Zweigen die Höhlen der Zwerge mit ihren Schätzen verbergen. Die Rede ist von der Heidelbeere.
Um die zu den Heidekrautgewächsen gehörenden Wildheidelbeeren im Wald zu finden, benötigt es allerdings etwas Glück. Einen sichereren Ertrag verspricht das Kultivieren der attraktiv blühenden Heidelbeersträucher im eigenen Garten.
Im Supermarkt finden sich hauptsächlich Kulturheidelbeeren (Vaccinium corymbosum), die nur entfernt mit der europäischen Wildform (Vaccinium myrtillus) verwandt sind. Die Unterschiede der in den USA gezüchteten Kulturheidelbeeren bestehen in den deutlich größeren Früchten – auch der Strauch ist bis zu 2 m groß – sowie dem weiß-grünlichen statt blauen Fruchtfleisch. Der Geschmack der Kulturheidelbeeren ist süßer, jedoch weniger aromatisch.
Blau, blau, blau ist…
Die intensive Blaufärbung verdanken Heidelbeeren dem sekundären Pflanzenstoff Anthocyan und vor allem dem Farbstoff Myrtillin. Beide unterstützen das Herz-Kreislauf-System, schützen durch ihr antioxidatives Potential die Zellen und hemmen Entzündungen. Früher wurden die tiefblauen Beeren zum Färben von Stoffen verwendet. Wildheidelbeeren verfärben durch den hohen Farbstoffgehalt nicht nur Stoff und Kleidung, sondern auch kurzfristig Lippen und Zähne blau – ein Kontrollblick in den Spiegel ist zu empfehlen.
Der hohe Gerbstoffgehalt der Beeren wirkt antibakteriell. Relevante Mengen an Vitamin C, Vitamin A und Vitamin E sowie diverse Mineralstoffe aktivieren das Immunsystem und unterstützen weitere Körperfunktionen. Heidelbeeren haben sehr wenige Kalorien und sind ein idealer Snack für zwischendurch.
Augen auf beim Kauf
In den Wintermonaten werden Heidelbeeren zum Beispiel aus Südamerika importiert. Ab Juni findet sich heimische Ware im Super- oder auf dem Wochenmarkt. Das größte Anbaugebiet Deutschlands befindet sich übrigens in der Lüneburger Heide, wo etwa 70 % der heimischen Ernte produziert werden.
Beim Kauf sollte ein Auge auf die Qualität geworfen werden. Frische Heidelbeeren dürfen keine Dellen haben und sind trocken und prall. Die Schale sollte einen weißlichen Belag aufweisen. Wie so viele Beeren reagieren sie empfindlich auf Druck und sind anfällig für Schimmel. Am besten werden Heidelbeeren direkt am Tag des Kaufs verzehrt, denn sie verlieren bereits nach kurzer Lagerzeit an Aroma. Wildsammlungen aber auch gekaufte Beeren sollten vor der Zubereitung aus Hygienegründen und zum Schutz vor Übertragung des Fuchsbandwurmes vorsichtig, aber gründlich gewaschen werden.
Lagern leicht gemacht
Im Kühlschrank lassen sich Heidelbeeren, locker geschichtet, etwa eine Woche lagern oder für einen längeren Zeitraum problemlos einfrieren. Vor der Lagerung unbedingt matschige oder beschädigte Beeren aussortieren.
Heidelbeeren können zudem prima durch eine Trocknung im Ofen etwa 1 Stunde bei 50 °C konserviert werden. Verschlossen in einem Schraubglas, an einem kühlen, dunkeln Ort gelagert, halten sich getrockneten Früchte mehrere Monate.
Vielseitig verwertbar
Als Topping zu Waffeln oder als Füllung in Pfannkuchen – Blaubeeren schmecken am besten in Kombination mit Mehl- oder Süßspeisen. Milchprodukte wie Quark, Joghurt oder Sahne ergänzen Heidelbeeren mit ihrem einzigartigen Aroma hervorragend. In der pikanten Küche profitieren besonders Wildgerichte von einer feinen Heidelbeersauce. Grüne Salate werden mit den hübschen Beeren farblich und geschmacklich schön aufgepeppt. Köstlich und lange haltbar sind Heidelbeerkonfitüren oder -liköre.
Gewusst?
- Heidelbeeren werden je nach Region auch Blaubeeren, Bickbeeren, Waldbeeren, Heubeeren, Schwarzbeeren oder Moppeln genannt.
- Frische Heidelbeeren sind für ihre verdauungsfördernden Eigenschaften bekannt; getrocknete hingegen gelten als altes Heilmittel bei Durchfall.
- Heidelbeerblätter finden in der Naturheilkunde Einsatz. Durch ihre senkende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel, können sie bei der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 unterstützen.
Autorin: Anna Steindl
Quellen:
- Lüneburger Heide GmbH: Heidelbeeren aus der Heide. https://www.lueneburger-heide.de/natur/artikel/14126/heidelbeeren.html (zuletzt abgerufen: 25.05.2022)
- Bund deutscher Heidelbeeranbauer: Heidelbeeren, Blaubeeren. http://bund-deutscher-heidelbeeranbauer.de/ (zuletzt abgerufen: 25.05.2022)
- Fachzentrum Ernährung Rheinland-Pfalz (2013): Heidelbeeren – die kleinen Blauen. https://www.gartenakademie.rlp.de/Ernaehrungsberatung/Fachinformationen/Warenkunde/HeidelbeerendiekleinenBlauen (zuletzt abgerufen: 25.05.2022)
- Tagblatt (2018): Medizin aus der Natur: Das blaue Wunder aus dem Wald. https://www.tagblatt.ch/leben/das-blaue-wunder-aus-dem-wald-ld.1048933 (zuletzt abgerufen: 25.05.2022)
- National Library of Medicine (2022): Effects of blueberry and cranberry on type 2 diabetes parameters in individuals with or without diabetes: A systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35282984/ (zuletzt abgerufen: 25.05.2022)
Wo 06/2022