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Jemand sitzt mit Besteck vor einem leeren Teller

Fasten – weit mehr als nur weniger Essen

Ob aus religiösen Gründen, um dem eigenen Körper etwas Gutes zu tun, zur Vorbeugung vor Krankheiten oder zur Selbstfindung – seit Jahrtausenden fasten Menschen aus unterschiedlichsten Gründen. Fasten ist dabei mehr als der bloße Verzicht auf Nahrung.

Religiöses Fasten

Der Begriff Fasten stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie „an den Geboten festhalten“. Gemeint sind die christlichen Gebote, die eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern vorsehen, in der auf Fleisch und Alkohol verzichtet werden soll. Auch in anderen großen Weltreligionen gibt es Fastenzeiten. Im Islam ist es der Fastenmonat Ramadan und im Judentum gibt es einzelne Fastentage wie an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag.

Fasten für die Gesundheit

Auch das Fasten aus gesundheitlichen Erwägungen hat eine lange Tradition. Bereits vor 800 Jahren pries Hildegard von Bingen die gesundheitlichen Vorteile von Fastenkuren an. Der Begriff des Heilfastens als nicht religiös motiviertes Fasten wurde 1935 von dem deutschen Arzt Dr. Otto Buchinger geprägt.
In der Naturheilkunde dient Heilfasten sowohl der Vorbeugung als auch der Behandlung von Erkrankungen wie Rheuma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das therapeutische Fasten zur Behandlung von Krankheiten wird in der Regel unter ärztlicher Kontrolle in Fastenkliniken durchgeführt.
Gesunde Menschen nutzen Heilfasten eher als vorbeugende Maßnahme. Es soll u. a. zur sogenannten Entschlackung und zur Stärkung des Immunsystems beitragen. Schlacken sind Stoffwechselprodukte, die der Körper angeblich nicht verwerten kann und die sich infolge ansammeln. Wissenschaftlich belegt ist dies allerdings nicht. Diese Form des Heilfastens erfolgt häufig zuhause während des Alltags oder im Urlaub, z. B. im Rahmen einer Fastenwanderung. Besonders beliebt ist derzeit das Intervallfasten, bei dem die Phasen des Nahrungsverzichts deutlich kürzer sind.

Fasten – so kann es funktionieren

Ein Fastenprogramm ist in der Regel keine Nulldiät. Je nach Variante trinkt der Fastende nicht nur reichlich Wasser oder Tee, sondern führt auch Flüssigkeit – und damit gleichzeitig auch Nährstoffe – in Form von Gemüsebrühe oder -suppen zu. Bei der F.X.-Mayr-Kur, dem Schrothfasten oder der Molkekur stehen zudem Brötchen, Reis, Hafer und sogar Nüsse und Trockenobst auf dem Speiseplan. Alkohol, Koffein und sonstige Genussmittel sind in der Fastenzeit tabu.

Die meisten Fastenprogramme werden in mehreren Stufen durchgeführt:

1. Der Fastenwillige entleert bzw. reinigt zunächst seinen Darm. Dies erfolgt mit Hilfe von Glaubersalz (Natriumsulfat) oder durch einen Darmeinlauf.
2. Die folgende Fastenzeit sind je nach Kur und individuellem Empfinden unterschiedlich lange.
3. Abschließend erfolgt das sogenannte Fastenbrechen, bei dem der Fastende allmählich wieder zu essen beginnt. Dabei wird die Energiezufuhr über mehrere Tage hinweg langsam gesteigert.

Als begleitende Maßnahmen zum Fasten werden körperliche Bewegung, beispielsweise Wandern, Walken, Fahrradfahren oder gymnastische Übungen sowie Entspannung wie Yoga oder Atemübungen empfohlen.

Kann jeder fasten?

Ein totales Fasten bzw. eine Nulldiät, bei der der Fastende keinerlei Kalorien zuführt, sollte nur unter ärztlicher Aufsicht in einer Klinik durchgeführt werden. Diese Form des Fastens bedeutet für den Körper eine Stoffwechselbelastung, bei der es aufgrund von Eiweißabbau und mangelnder Vitamin- und Mineralstoffzufuhr zu Nebenwirkungen wie leichte Kreislaufbeschwerden, Elektrolytstörungen, Kopfschmerzen oder Muskelkrämpfe kommen kann.
Bei Menschen, die gesund sind und sich fit fühlen, spricht nichts gegen eine modifizierte Fastenkur wie das Heilfasten. Grundsätzlich sollte der Fastenwillige Rücksprache mit seinem Hausarzt nehmen. Ungeeignet ist Fasten für Menschen mit erhöhtem Gewichtsverlust (Kachexie), mit erhöhten Harnsäurewerten (Risiko eines Gichtanfalls ist erhöht), Leber- oder Nierenerkrankungen und bei Essstörungen. Auch Schwangeren und Stillenden ist davon abzuraten.

Als Diät ungeeignet

Bei einem sinnvoll durchgeführten Fastenprogramm kann der Gewichtsverlust eine positive Begleiterscheinung sein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weist darauf hin, dass Heilfasten als Maßnahme zum dauerhaften Abnehmen ungeeignet ist. Allerdings setzen sich Fastende oft mit ihrem Körper, ihrer Gesundheit und Ernährung auseinander. Daher kann Fasten den zu einer gesundheitsfördernden Ernährung bereiten.

Wer sich für das Fasten entscheidet, sollte einige Tipps beachten:

  • Bei Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme ist es ratsam, im Vorfeld die Fastenkur mit dem Arzt zu besprechen.
  • Während des Fastens ausreichend Trinken – mindestens 2,5 Liter am Tag sollten es sein.
  • Den Stoffwechsel nicht überlasten: Lassen Sie es sowohl beim Einstieg in das Fasten als auch beim Fastenbrechen langsam angehen.
  • Vermeiden Sie wenn möglich Stress und muten Sie Ihrem Körper nur so viel Anstrengung zu, wie er verträgt.
  • Genussmittel wie Alkohol, Kaffee oder Nikotin meiden.

Autorin: Dr. Claudia Müller
Fotoquelle: ©Prostock-studio/Fotolia


Quellen:

März 05/19

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